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Naturlehrpfad Grotzliweg

«Grotzli» sind keine merkwürdigen, schaurigen Gestalten, sondern heissen bei uns im Engelberger Dialekt junge Bäume, im Besonderen kleine Fichten. Sie prägen unsere alpine Landschaft. Wenn Sie Ihre Schritte auf den Naturlehrpfad setzen, dürfen Sie staunen über die Wunder der Natur. 

Der Wanderweg dreht sich um die Geschichte, Gesteine, Tier- und Pflanzenwelt und die Alp- Bewirtschaftung. Der angenehm begehbare Rundweg inmitten der Engelberger Hochalpen verbindet aktive Erholung mit der Gelegenheit, viel Interessantes zu erfahren. Durch die einfache Begehung des Naturlehrpfades und die Vielfalt von Wasser, Tieren und Blumen ist der Wanderweg interessant für Kinder und Erwachsene. Die Ausstellung "Bärennest" zeigt die spannende Entdeckung der Funde von Braunbärknochen welche über 12400 und 9500 Jahre alt sind.

Informationen zum Grotzliweg

Start und ZielBergrestaurant Fürenalp
Rundweg3.4 km
Höhendifferenz150 hm
Dauerca. 1.5 Stunden
Teilstrecke (Obere/Untere)ca 45 Minuten

1 Blumenpracht

Besonders auffallend im Fürenalpgebiet ist die enge Verzahnung zwischen kalkreichen und kalkarmen Magerstandorten. Nicht selten wechselt die Bodenbeschaffenheit und damit die Artenzusammensetzung innerhalb eines Meters.
Die Fürenalp besticht von Frühling bis Herbst durch eine ausserordentliche Pflanzenvielfalt (über 700 Pflanzenarten).

 

2 Bergwald

Die wichtigste Baumart, welche wir bis in die Höhe der Fürenalp antreffen, ist die Fichte (Rottanne). Obwohl hier die Bäume oft mehrere hundert Jahre alt sind, erreichen sie selten eine Höhe von mehr als zehn Metern. Es dauert dreissig und mehr Jahre, bis ein Bäumchen einen halben Meter hoch gewachsen ist. Die Fichten stehen hier eng gedrängt in Grüppchen, sogenannten Rotten, zusammen. So schützen sie sich gegen Kälte, Wind und Schnee.
Oberste Ausläufer der Waldgrenze sind oft Zwergsträucher wie Alpenrose, Heidelbeere oder Zwergwacholder.

3 Steter Tropfen höhlt den Stein

Sobald sich ein Gebirge über die Meeresoberfläche erhob, begannen die Kräfte der Verwitterung zu wirken. Flüsse kerbten Täler in die Gesteinsschichten. Kälte und Wasser sprengten den Fels. Gut sichtbar wird die Verwitterung im Kleinen, etwa am hellen Hochgebirgskalk entlang des Weges: Das Regenwasser löst in Jahrhunderten Kalk aus dem Gestein. Diese Verwitterung zeigt sich in Rillen auf der Felsoberfläche, so genannter Karrenfels oder Karst.

4 Donnern in der Nacht

Noch heute wirken die Kräfte der Natur am Abtrag unserer Gebirge. So glitten in der Frühe des 28. Dezember 1961, 50 000 bis 70 000 m³ (entspricht dem Volumen eines Hochhauses mit 90 Etagen) Fels am Kleinen Spannort ab und stürzten zerberstend über die Bergflanken. Sie verschütteten den Talboden der Alp Nieder Surenen und brandeten am Gegenhang auf.

5 Ungeheures auf Surenen

Wir befinden uns wenige Meter von der Grenze zum Kanton Uri entfernt und geniessen den Blick auf den Surenenpass. Der Grenzverlauf zwischen Engelberg und Uri hat eine bewegte Geschichte – nicht nur in der Sage vom «Uristier».

Ein Hirtenbub auf Surenen hatte ein Schäflein so lieb, dass er es taufen wollte wie einen Menschen. Er ging über die Surenenegg nach Attinghausen, brach den Taufstein, nahm Taufwasser mit und taufte das Lamm. Kaum war das geschehen, erbrauste ein Sturm und das Schäflein verwandelte sich in ein furchtbares Ungeheuer, das die Hütte mitsamt dem Hirtenbuben zerschmetterte. Das Greiss – so wurde das Ungeheuer genannt – duldete fortan weder Menschen noch Vieh auf Surenen. Den Engelbergern verleidete die Alp und sie verkauften diese für billiges Geld den Urnern. Doch diesen erging es nicht besser. Ein Männlein gab ihnen dann diesen Rat: Sie müssten ein silberweisses Stierkalb sieben Jahre lang und jedes Jahr von einer Kuh mehr säugen lassen, dann werde es so stark, dass es das Greiss töten könne. Eine Jungfrau müsse den Stier an ihren Haarbändern dem Greiss entgegenführen und ihn losbinden, sobald er das Ungeheuer wittere; dann müsse sie sofort umkehren und dürfe nicht zurückschauen. Alles geschah so, ausser dass die Jungfrau ihre Neugier nicht bezähmen konnte und zurückblickte. Ein schreckliches Gebrüll erhob sich und eine Rauchsäule stieg auf. Das Greiss war tot und von der Jungfrau ward nichts mehr gesehen. Auch der Stier lag tot im Alpbach, weil er nach der Hitze des Kampfes zu gierig daraus getrunken hatte.
Die Gegend war vom Greiss befreit, aber in den Köpfen der Urner trieb es weiterhin sein Unwesen. Noch viel später, wenn Vieh auf unerklärliche Weise umkam, gab man die Schuld dem Greiss und der Bach, aus dem der Stier getrunken hatte, heisst noch heute Stierenbach.

6 Fürenalp Marmor

Entlang dieses Abschnittes bewegen wir uns auf einem faszinierenden Gestein. Es sieht uneinheitlich aus: Den Hauptteil bilden verschieden grosse weissgraue, oft gelblich und grünlich gefärbte Kalkbrocken. Dazwischen liegen eisenreiche, rostig verwitterte rote und grüne Schiefer oder Sandsteine. Dieses seltene Gestein, welches wir «Fürenalp-Marmor» nennen, kommt nur an vereinzelten Stellen am Alpennordrand vor und ist eine siderolithische Brekzie (sideros = Eisen, lithos = Stein, Brekzie = aus eckigen Bruchstücken zusammengesetztes Gestein). Es ist ein verfestigter, von Verwitterungsschutt gefüllter Karst, der etwa vor 50 Mio. Jahren entstanden ist.

7 Gletscherwelt

Der Grotzliweg eröffnet atemberaubende Ausblicke auf die Gletscherwelt der gegenüberliegenden Talseite. Gletscher krönen die Höhen zwischen Titlis und Spannort. Ihr höchstgelegener Teil wird als Nährgebiet bezeichnet. Diese Eismassen fliessen als Gletscherzungen träge talabwärts, bis sie in wärmeren Lagen schmelzen (Zehrgebiet) und als rauschende Gebirgsbäche ins Tal stürzen. Wo sich die Eismassen über Buckel und Abstürze bewegen, reissen Gletscherspalten auf. Grössere Felsstufen überwinden Gletscher in Eisabbrüchen. Das Donnern herabstürzender Eismassen kann oft bis zur Fürenalp gehört werden.

8 Gummstein

Der mächtige, eckige Block, von Einheimischen Gummstein genannt, besteht aus einem sehr groben, dunklen und kompakten Sandstein. Bei genauem Hinsehen erkennt man, dass die Gesteinsoberfläche von einer grossen Vielfalt von Flechten bedeckt ist, besonders dort, wo die Feuchtigkeit liegen bleibt. Die gelbe Landkartenflechte und die leuchtend orangerote Goldkrustenflechte fallen als Erstes auf; daneben findet man viele weitere, unscheinbare, aber faszinierend geformte braune, graue und schwarze Arten.
Jede Flechtenart besteht aus einem bestimmten Pilz, der eine Alge umschliesst und mit dieser in einer Lebensgemeinschaft (Symbiose) lebt. Dank der Alge beherrscht die Flechte die Kunst der Fotosynthese, das heisst der Ausnutzung der Lichtenergie für den Aufbau organischer Stoffe.

9. Leben auf der Alp

Die Alpzeit auf Fürenalp beträgt ca. drei Monate von Anfang/ Mitte Juni bis ca. Ende September. Auf einem Teil der Fläche wird Heu geerntet als Notvorrat. Auf den beiden Alpen Hinter und Vorder Füren leben im Sommer ca. 45 Kühe, 100 Rinder und 100 Schafe.
Die Alpgebäude auf Füren wurden mehrmals von heftigen Stürmen niedergerissen. Ältestes Zeugnis des Alphüttenbaus ist ein Stein der Grundmauer, auf dem die Jahrzahl 1667 eingemeisselt ist.
Das Dach der Alphütte war noch mit Schiefer aus dem ca. 300 m ent-fernt in Richtung Tagenstall liegenden Schieferbruch gedeckt. Wenn man in Richtung Wissberg hin in die Talsenke hinter Egg hinunterblickt, erkennt man auch eine Steinmauer im Bereich der Bachquelle. Diese zeugt vom Milch-Kühlhaus, welches früher hier stand.

10 Fürenalpbahn

Hochgelegene Gehöfte oder Alpweiden sind meist nur über steile, schwer begehbare Wege zu erreichen. Besonders Alpen wurden daher oft mit Transportseilbahnen erschlossen. Dies war auch bei der Fürenalp der Fall, welche bereits ab 1906 durch eine einfache Transportseilbahn ab Herrenrüti versorgt wurde. 1925 wurde diese Transportseilbahn zu einer Pendelluftseilbahn ausgebaut. Dies war ein überaus umweltfreundliches und gleichzeitig wirtschaftliches System, das mit Wasserübergewichts- und Handantrieb funktionierte. Die Anlage war bis 1980 in Betrieb und umfasste eine obere und eine untere Sektion.
Um ein Gegengewicht zur „Barelle“ im Tal zu gewinnen, wurde der Kanister auf dem Berg mit Wasser gefüllt und brachte so das Gefährt ins Rollen. Zur Sicherheit der „Barellen“-Passagiere war am Laufwerk mit den beiden Tragrollen eine handbedienbare Notbremse montiert. Das normale Bremssystem funktionierte mittels zweier Holzklötze, die als Bremse auf das Umlenkrad wirkten. An der Talstation wurde der Wasserkanister durch einen Mechanismus automatisch geöffnet, damit das Wasser abfliessen konnte. Die ehemalige Transportbahn ist heute im Verkehrshaus Luzern in der Halle Schiffahrt, Seilbahn, Tourismus ausgestellt.

Seit Juli 1979 ist eine moderne Personen-Luftseilbahn in Betrieb. Mit einer Nutzlast von acht Personen überwindet sie in 6 Minuten 761 Höhenmeter. In dieser Seilbahn kann auch der Älpler die Aussicht auf das Klosterdorf Engelberg geniessen ohne ein mulmiges Gefühl in der Magengegend zu verspüren, wie das früher der Fall war.

11 Hundschuft und Panoramaseeli

Engelberg ist einfach himmlisch! In alten Schriften ist die Hundschuft als fantastischer Aussichtspunkt erwähnt, bevor das Gebiet touristisch erschlossen war. Die Augen schweifen vom Klosterdorf Engelberg zu den zackigen Bergen. Majestätisch ragen sie in die Höhe. Geniessen Sie die einmalige Bergwelt als Spiegelbild im Panoramaseeli. Es tummeln sich zahlreiche Bewohner darin wie Kaulquappen, Frösche und Salamander.

12 Ausstellung "Bärennest"

Wer hätte gedacht, dass sich hinter einer so unauffälligen Spalte eine Höhle mit spektakulären Funden verbirgt! Wie alt diese Bärenknochen wohl sein mögen? Das Resultat war spektakulär - zwei von ihnen haben vor 9500 bzw. 12400 Jahren auf der Fürenalp gelebt. Es ist insbesondere der älteste in der Zentralschweiz gefundene nacheiszeitliche Braunbär. Die kleine aber feine Ausstellung gibt einen spannenden Einblick in die Höhlenforschung und das Bärenleben.

Bei der Talstation Fürenalp kann ein Faltprospekt mit Erklärungen bezogen werden. Im angefügten Grotzliführer ist der Faltprospekt online als PDF erhätlich.

PDF Grotzliweg Führer
PDF Sommer und Winter Prospekt